STUDIE | Neue TPS-Studie mit 60 Alzheimer-Patient:innen veröffentlicht
In Wien wurde eine doppelblinde, placebokontrollierte Cross-over-Studie durchgeführt, um die Wirksamkeit und Sicherheit der transkraniellen Pulsstimulation (TPS) als Ergänzung zur Standardtherapie bei Alzheimer-Patientinnen und -Patienten zu untersuchen.
Methode
Die Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen eingeteilt: eine erhielt zuerst die echte TPS (Verum), danach eine Scheinbehandlung (Sham); bei der anderen Gruppe war die Reihenfolge umgekehrt. Jeder Behandlungszyklus bestand aus einer Ausgangsuntersuchung, sechs Therapiesitzungen und drei Nachuntersuchungen (eine Woche, ein Monat und drei Monate nach der letzten Sitzung). Insgesamt erhielt jede Person sechs echte und sechs Scheinbehandlungen mit je 6000 Impulsen (0.20 mJ/mm², 5 Hz), appliziert auf frontoparietale Hirnareale. Zwischen den beiden Behandlungszyklen lag eine sechswöchige Pause (»Wash-out-Phase«).
Hauptzielgrösse war der Gesamtwert des CERAD-Tests (CERAD CTS), ein etablierter kognitiver Leistungstest bei Alzheimer. Weitere Parameter umfassten Depressionswerte, neuropsychiatrische Symptome, alltagspraktische Fähigkeiten sowie funktionelle MRT-Ergebnisse.
Ergebnisse
In die Studie wurden 60 Personen mit einem Durchschnittsalter von 71 Jahren eingeschlossen. Im Verum-Zustand stieg der durchschnittliche CERAD-CTS-Wert innerhalb von drei Monaten um 2.22 Punkte (von 70.93 auf 73.15), im Sham-Zustand um 1.00 Punkt (von 71.68 auf 72.68). Der Unterschied zwischen beiden Gruppen war statistisch nicht signifikant (P = .68).
Allerdings zeigte sich ein deutlicher Alters-Effekt: Jüngere Teilnehmende (≤70 Jahre) profitierten deutlich stärker von der TPS. In dieser Subgruppe erhöhte sich der CERAD-CTS-Wert nach echter TPS im Schnitt um 3.91 Punkte, während er bei Scheinbehandlung sogar leicht sank (–1.83 Punkte).
Auch funktionelle Hirnscans bestätigten die Wirkung: Die Hirnaktivität in Gedächtnisregionen wie dem Precuneus sowie die Konnektivität im Aufmerksamkeitsnetzwerk waren nach echter TPS signifikant erhöht. Zudem verbesserten sich Depressionswerte (BDI-II) drei Monate nach der echten Behandlung (P = .008).
Fazit
Die Forschenden schliessen, dass eine zweiwöchige TPS-Therapie bei Alzheimer gut verträglich ist, insbesondere bei jüngeren Betroffenen zu einer messbaren Verbesserung der kognitiven Leistung führen kann, depressive Symptome lindert und positive Effekte auf die Hirnaktivität zeigt. TPS wird als vielversprechende Zusatzbehandlung zur bestehenden Standardtherapie empfohlen.
Erfreulicherweise traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Einige Teilnehmende berichteten über leichte bis mässige Beschwerden, die keine medizinische Behandlung erforderten.
Einordnung der Ergebnisse
Die Bewertung der Wirksamkeit ist durch das Cross-over-Design erschwert. Zwar hat dieses Studiendesign Vorteile, doch kann der Effekt der ersten Behandlung die Ergebnisse der zweiten Runde beeinflussen (»Carry-over-Effekt«). Die sechswöchige Pause reichte in diesem Fall möglicherweise nicht aus, um diesen Effekt vollständig auszuschliessen – Hinweise darauf zeigten sich in einigen Parametern. Gleichzeitig ist eine längere Pause problematisch, da sich der Krankheitsverlauf negativ auf die Ergebnisse auswirken könnte.
Eine Möglichkeit, diesen Effekt zu umgehen, ist die ausschliessliche Auswertung der ersten Behandlungsphase. In dieser zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Die Verum-Gruppe verbesserte sich um 5.7 Punkte, die Sham-Gruppe nur um 3.1 Punkte. Eine Veränderung von vier oder mehr Punkten im CERAD-CTS gilt als klinisch relevant.
Zusammenfassend zeigt diese Studie erneut, dass TPS eine sichere Behandlungsoption bei Alzheimer ist. Die Ergebnisse, insbesondere in der ersten Phase, stimmen mit früheren Erkenntnissen von Beisteiner et al. (2019) überein. Zur Absicherung sollten zukünftige Studien mit einem Parallelgruppendesign durchgeführt werden.
Behandlung eines Patienten durch Dr. med. Alfred Spieker (Quelle: CeOS Achern)
Häufig gestellte Fragen
Fragen und Antworten zur Behandlung mit der Transkraniellen Pulsstimulation